
In einer Zeit, in der fast jede Entscheidung mit einem digitalen Touchpoint beginnt, ist die Sichtbarkeit eines Unternehmens in lokalen Suchergebnissen (Local SEO) kein optionales Extra mehr – sie ist der Dreh- und Angelpunkt für Kundengewinnung und Umsatz. Ein aktuelles Webinar von Uberall in Kooperation mit dem Search Engine Journal bringt dies auf den Punkt: 91 % der Konsumenten suchen online nach lokalen Unternehmen, bevor sie eine Filiale betreten. Das bedeutet: Wenn Sie nicht gefunden werden, existieren Sie praktisch nicht.
91 % der Konsumenten suchen online nach lokalen Unternehmen, bevor sie eine Filiale betreten.
Der digitale Einstiegspunkt: Jeder Besuch beginnt mit einer Suche
Die Erkenntnisse aus der Studie sprechen eine deutliche Sprache: Fast niemand verlässt sich heute noch auf Zufall oder Mundpropaganda allein. Sogar spontane Besuche starten mit dem Smartphone. Nur 2 % der Befragten gaben an, nie online nach einem lokalen Geschäft zu suchen, bevor sie es aufsuchen. Die restlichen 98 % tun es regelmässig – viele sogar “in dem Moment, in dem sie es brauchen”. Hier kommt Local SEO ins Spiel.
Google dominiert dabei nach wie vor: 78 % suchen über Google Search, 51 % nutzen Google Maps. Neue Technologien wie ChatGPT und Gemini holen zwar auf (19 %), aber für den Moment ist die Google-Präsenz noch immer das A und O.
Die lokale Suche ist kein Zufall – sondern Plan, Präzision und Präsenz
Die Wege, über die Konsumenten lokale Geschäfte finden, sind vielfältig – aber auch messbar. Besonders wichtig ist, dass Informationen korrekt, vollständig und konsistent über alle Plattformen hinweg sind. Das betrifft insbesondere:
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Unternehmensname, Adresse und Telefonnummer (NAP-Daten)
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Öffnungszeiten
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Fotos von Produkten, Personal und Standort
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Services und Preisstruktur
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Rezensionen und deren Management
Je präziser und aktueller diese Angaben sind, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, im entscheidenden Moment als vertrauenswürdige Option wahrgenommen zu werden.
Was Kunden wirklich tun, bevor sie kommen
Nach dem ersten Suchimpuls folgen typische digitale Aktionen: 51 % lesen Bewertungen, 41 % besuchen die Website des Unternehmens, 35 % klicken sich direkt zur Wegbeschreibung durch. Fotos, Menüs und Serviceübersichten sind für 32 % ebenfalls wichtig. Hier ist die entscheidende Erkenntnis: Ein veralteter oder unvollständiger Online-Auftritt kann eine direkte Besuchsabsage bedeuten – selbst wenn Ihr Angebot eigentlich überzeugen würde. Local SEO ist nicht nur das gefunden werden, sondern auch der Prozess danach.
Besonders spannend: Die klassische Telefonanfrage lebt. Für viele Konsumenten – insbesondere in Frankreich (46 %) und den USA (40 %) – ist der Griff zum Hörer nach wie vor der bevorzugte Weg, Kontakt aufzunehmen. Das liegt oft daran, dass Websites nicht genügend Informationen bieten. Wer hier spart, zahlt später mit verlorenen Kunden.
Auswahlprozesse: Wer gewinnt, wer verliert
Was überzeugt Menschen, ein Geschäft tatsächlich zu besuchen? Drei Faktoren stechen hervor:
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Eine breite Auswahl wird überprüft – 77 % scrollen durch mehrere Optionen.
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Hohe Bewertungen zählen – 72 % achten besonders darauf.
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Aktive Reaktion auf Rezensionen – 61 % bevorzugen Unternehmen, die auf Feedback eingehen.
Nur 27 % wählen das erstplatzierte Unternehmen. Das heisst: Auch wenn Sie nicht auf Platz eins stehen, haben Sie Chancen – sofern Ihre Inhalte überzeugen.
Am einflussreichsten ist laut Studie eine starke Online-Reputation: 42,9 % sagen, dass positive Bewertungen und ein gutes Bewertungsprofil ausschlaggebend für ihren letzten Besuch waren. An zweiter Stelle: ein gut gepflegtes Unternehmensprofil mit klaren Infos (32,1 %). Local SEO hört beim Google My Business Eintrag nicht auf.
Geschwindigkeit ist alles: Von Klick zu Kunde
Ein oft unterschätzter Faktor ist das Tempo, mit dem Konsumenten handeln. 13 % besuchen ein Geschäft noch am selben Tag, 85 % innerhalb einer Woche. 60 % kaufen beim ersten Besuch, 80 % kommen zurück – wenn der erste Eindruck positiv war. Das heißt für Unternehmen: Zwischen dem Online-Fund und dem Offline-Besuch liegt ein kurzes, aber entscheidendes Fenster.
Dieses Fenster zu nutzen bedeutet:
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Alle Kontaktmöglichkeiten funktionstüchtig und mobiloptimiert bereithalten
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Keine toten Links, keine veralteten Öffnungszeiten
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Schnelle Kontaktaufnahme ermöglichen (Tap-to-Call, Livechat, einfache Buchungsformulare)
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Visuelle Erwartungen erfüllen: Fotos vom Laden, Personal, saisonale Aktionen
Warum Kunden abspringen – und wie man sie hält
Die Umfrage zeigt auch, was Konsumenten abschreckt. Ganz oben auf der Liste: unklare oder zu hohe Preise. Wer keine Orientierung bietet – sei es durch Preisspannen, Paketangebote oder einfache Erklärungen – wirkt abschreckend. Weitere No-Gos sind:
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Inkonsistente Informationen über verschiedene Plattformen hinweg
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Keine klare Wegbeschreibung oder ungenaue Karten-Pins
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Schlechte oder gar keine Fotos
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Ein „kalter“ digitaler Ton (z. B. abweisende Antworten auf negative Bewertungen)
Diese Details mögen klein wirken, aber sie entscheiden oft über Ja oder Nein.
Die neue Dimension: Local SEO trifft auf künstliche Intelligenz
Mit dem Aufstieg von AI-gestützten Tools wie ChatGPT, Gemini und Copilot verändern sich auch die Spielregeln für lokale Sichtbarkeit. Bereits 19 % der Nutzer suchen heute über diese neuen Plattformen nach lokalen Anbietern – Tendenz steigend. Diese Systeme basieren auf strukturierten Daten und klaren digitalen Signalen.
Das bedeutet: Nur wer seine Daten standardisiert, maschinenlesbar und regelmäßig gepflegt bereitstellt, wird auch von AI-Systemen korrekt erfasst – und empfohlen. Klassische SEO reicht dafür nicht mehr aus. Es geht um „AI Readiness“: Inhalte müssen nicht nur sichtbar, sondern auch verständlich und verwertbar für smarte Systeme sein.
Fazit: Lokale Sichtbarkeit ist Chefsache
Diese Erkenntnisse lassen sich nicht outsourcen oder verschieben. Sie verlangen von Unternehmern heute eine proaktive Haltung: Wer sich nicht um sein digitales Erscheinungsbild kümmert, verliert Kunden, bevor sie jemals den Laden betreten. Die gute Nachricht: Die Spielregeln sind klar – und Erfolg ist messbar.
Wer seine Listings konsistent pflegt, Kundenbewertungen aktiv managt, transparente Informationen liefert und digitale Barrieren abbaut, wird sichtbar – und gewählt. Und wer dann auch noch schnelle Kontaktaufnahme, einladende Fotos und einen überzeugenden ersten Eindruck bietet, macht aus Klicks Kunden. Und aus Kunden Stammkunden.
Lokales Marketing beginnt also nicht im Laden, sondern im Netz. Und wer dort glänzt, hat offline die besten Karten.